„Lasst und (was) bewegen“
Das deutsche Motto des Weltspieltags 2021 „Lasst uns (was) bewegen“ könnte für die Interessen, die Jambo Bukoba und Jambo for Development mit ihrer Arbeit verfolgen, nicht passender sein. Tatsächlich findet sich in dem Aufruf eine Doppeldeutigkeit, die die Ambitionen rund um unsere Projekte bestens beschreibt. Vor allem unsere Sportprojekte – der sportliche Wettbewerb rund um die Bonanzas, sowie die Sportlehrer-Workshops in Tansania – tragen maßgebend zu mehr Bewegung der Schülerinnen und Schüler in der Region Kagera bei.
Sport und Spiel stärken das Selbstbewusstsein von Kindern
Aber darüber hinaus bewegen wir natürlich noch viel mehr: die Erfolge rund um die Bonanzas versprechen ein erhöhtes Selbstwertgefühl, unsere „Life Skills Through Games“ tragen spielerisch zur Aufklärungsarbeit bei und die Wasser- und Schulbauprojekte verbessern die Lernbedingungen tausender Mädchen und Jungen. Daher gefällt es uns ganz besonders, das für Deutschland gewählte Motto wortwörtlich zu nehmen und es in die Welt – und in unserem Fall nach Tansania – zu tragen. Schließlich handelt es sich auch um einen weltweiten Aktionstag, der bereits in 40 Ländern dieser Welt sportlich umgesetzt wird.
Intentionen des Weltspieltags
Innerhalb von Deutschland ist das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. (DKHW) Motto-Geber und Initiator des Weltspieltags. Seit 2008 organisiert das DKHW zusammen mit anderen Trägern einmal jährlich Aktionen rund um den weltweit bedeutenden Tag. Auch das Bündnis „Recht auf Spiel“, das unter anderem Unterstützung durch die UNESCO erhält, ging aus den Ambitionen des DKHWs hervor. Wie überall auf unserem Globus steht am Weltspieltag die Bewegungsförderung von Kindern im Fokus. Das Kinderhilfswerk sieht hierin „eine zentrale Rolle bei der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und dem gesunden Aufwachsen von Kindern“. Jambo Bukoba unterstützt diesen Ansatz vollkommen.
Bei der internationalen Betrachtung gehen die Ursprünge des Weltspieltags auf die International Toy Library Association (ITLA) zurück. Die ITLA wurde am 28. Mai 1987 während der dritten „International Toy Library Conference“ in Toronto gegründet und ist eine gemeinnützige, international agierende Organisation, die verschiedene nationale Spielzeug-Bibliotheken, auch bekannt als Ludotheken, vereint. In Ludotheken können statt Bücher also Brettspiele und andere Spielwaren geliehen werden, um so der breiten Masse die Möglichkeit auf dieses Freizeitgenuss zu geben.
1999 legte die ITLA den World Day Play schließlich formal als jährlichen Aktionstag fest. Mit den Jahren entwickelten sich in immer mehr Ländern Aktivitäten rund um die Themen Bewegungs- und Spielförderung bei Kindern. Laut Übersicht der ITLA sind es nun insgesamt 40 Länder, die Veranstaltungen zu dem jeweils festgelegten Motto umsetzen. Auf dem afrikanischen Kontinent gehören Südafrika, Kenia und Kamerun zu den Vorreitern.
Das Recht auf Spiel bekommt durch internationale Fokustage, wie den Weltspieltag, immer mehr Beachtung. Seit 2013 ist dieses sogar in einem eigenen Paragraphen, dem Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention, explizit geregelt. Darin heißt es übersetzt: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung…“ Das internationale Pardon zum Bündnis „Recht auf Spiel“, die IPA World (International Play Association), gegründet 1961 als Nichtregierungsorganisation, hat zu der Bedeutung des freien und kindgerechten Spiels ein Video mit dem Titel „This Is Me“ erstellt. Schaut unbedingt rein – es ist eine sehenswerte Zusammenstellung von fröhlichen, spielenden Kindern rund um den Globus. Untermalt sind die Aufnahmen mit ergänzenden Worten, die die Bedeutung des Spiels für die körperliche, emotionale, gesellschaftliche und geistige Entwicklung eines jeden Kindes in den Fokus rücken.
Weltspieltag und Corona
Der Weltspieltag fällt mit diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Folge in die Corona-Pandemie. Während im Jahr 2020 das Motto des Thementages im internationalen Rahmen „Be Safe, Play At Home“ lautete, so heißt es 2021 in den englischsprachigen Ländern „Playing is healthy!“. Die Anspielung geht sicherlich auch in Richtung der monatelangen Restriktionen durch die Maßnahmen der Corona-Pandemie, denen Kinder ausgesetzt waren. Vor allem das gemeinsame Spiel – als Spiel- und Sporterlebnis in den Schulpausen und im -unterricht oder am Nachmittag mit den Freunden – war zeitweise undenkbar.
Die ITLA verweist auf seiner Website auch auf die vor allem in den Industrienationen zunehmende Digitalisierung, durch die die Kinder die Welt oft nicht mehr ausreichend langsam und real begreifen lernen würden. Tatsächlich bestände durch die Zunahme von virtuellen Welten das Risiko, dass Kinder oft gar keine Energie mehr hätten, auf ursprüngliche Art und Weise zu spielen oder das Spielen gar verlernt hätten. Umso wichtiger, dass der Weltspieltag und seine Hintergründe vor allem zu Zeiten der Corona-Pandemie ausreichend Beachtung finden.
Dass Spielen richtig glücklich machen kann, hat uns auch Timotheo Theonest aus der Region Kagera mitgeteilt. Er war eines von zehn Kindern, das wir zum Weltglückstag befragt hatten. Für ihn bedeutet Glück genau das: nämlich frei verfügbare Zeit für Spiele und zum Kindsein zu haben. Wer hier noch einmal nachlesen und wissen möchte, wer „unsere Glückskinder“ sind, findet den Blogartikel auf unserer Website.
Life Skills Through Games
Spielerisch und über Sport die Welt verstehen lernen – das ist ein wichtiger Aspekt, den Jambo Bukoba und Jambo for Development unterstützen. Unsere Life Skills Through Games Workshops haben bis 2019 bereits mehr als eine halbe Million Kinder in der Region Kagera erreicht. Das entsprach zu dem Zeitpunkt eine Abdeckungsrate von 93 % aller Schulen. Über verschiedene Übungen und Trainingseinheiten, entwickelt in Kooperation mit der renommierten Sporthochschule Köln, lernen die Kinder zum Beispiel, dass man als Team mehr erreichen kann als als Einzelkämpfer, dass Mädchen auch im Sport mindestens genauso stark sein können, wie die Jungs und dass „Fair Play“ in allen Lebenslagen eine große Bedeutung hat.
„Lasst uns (was) bewegen“ – ein Motto, das wir vollkommen unterstützen. Und natürlich hoffen wir, dass der Weltspieltag in ein paar Jahren auch in Tansania eine ausreichende gesellschaftliche Anerkennung und Umsetzung genießt.
Geschrieben von: Teresa Mönks
Quellen (weitere):