Die internationale Staatengemeinschaft hat sich bereits 1970 in einer Generalversammlung der Vereinten Nationen auf eine Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) geeinigt. Diese so genannte Official Development Assistence-Quote (ODA) wird allerdings von den wenigsten Staaten weltweit eingehalten.
Deutschland ist mit 12,486 Milliarden Euro der drittgrößte Geber in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Dies entspricht allerdings nur einer ODA-Quote von 0,42 Prozent des BNE. Die Finanzierung der internationalen Entwicklungszusammenarbeit hinkt damit seit Jahren seinem eigenen Versprechen hinterher. Neben diesen öffentlichen Mitteln spielen vor allem auch private Leistungen von Nichtregierungsorganisationen (NRO) eine bedeutende Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit. 2014 gingen rund 351.785.000 Euro an Eigenmitteln aus Nichtregierungsorganisationen an Entwicklungsländer südlich der Sahara. Davon gingen wiederum 17.604.000 Euro nach Tansania.
Die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit wird in Relation zu seinen Ausgaben seit Jahrzehnten hinterfragt. Kritiker sehen den Grund für fehlende Entwicklung gar in der Entwicklungszusammenarbeit selbst. Gelder seien ineffizient investiert worden und dienen, zugespitzt, sowieso nur den Interessen des Spenders, nicht aber den lokalen Partnern. In diesem Zusammenhang unterscheidet man im Einsatz von Spenden zwischen Geber- und Empfängerbedürfnissen. Spenden werden häufig vor dem Hintergrund ausgestellt, dass die jeweilige Spende, populistisch ausgedrückt, im Bauch des Kindes statt des Großgrundbesitzers landet.
Der Empfänger muss die Spende somit zweckgebunden, also der Vorgabe des Spenders entsprechend einsetzen. Dies ist unabhängig davon, ob eine Organisation das Geld in einem anderen Bereich oder für eine andere Zielgruppe sinnvoller einsetzen könnte. Dem Spender fällt damit eine enorme Entscheidungsmacht zu, wo eine Förderung stattfindet. Gleichzeitig sind Organisationen, die auf Spendengelder angewiesen sind, abhängig von den Vorgaben des Gebers, sei dies auf privater, staatlicher oder unternehmerischer Seite. Dies birgt die Gefahr, dass unpopuläre, medienunwirksame Problematiken keine Aufmerksamkeit bekommen und eine stetige, nachhaltige Entwicklung sich immer auch im Spannungsfeld geberorientierter Entscheidungen befindet.
Geberinteressen vs. Empfängerinteressen am Spendeneinsatz
Die Bill & Melinda-Gates-Stiftung gilt mit einem Kapital von 41 Milliarden Dollar als größte private Stiftung der Welt. Sie sind einer der größten Spender der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Allein im Jahr 2013 spendeten sie 300 Millionen US-Dollar an die WHO. Obwohl solche Spenden enormes Handlungspotenzial ermöglichen, kann die WHO diese Mittel nicht uneingeschränkt nutzen, sondern ist an die Vorgaben der Stiftung gekoppelt.
So stand Ebola lange nicht auf der Agenda der Stiftung, obwohl die Krankheit bereits enorme Auswirkungen angenommen hatte. Die Illusion der karitativen Spenden muss somit auch immer vor dem Hintergrund der Geberinteressen gesehen werden. Auch staatliche und nichtstaatliche Organisationen haben jeweilige politische, geopolitische oder finanzielle Interessen mit denen sie die Richtung der Entwicklungszusammenarbeit bestimmen. Das muss nicht zwangsläufig negative Auswirkungen haben, zieht allerdings ein Machtgefälle in der Entscheidungsgewalt nach sich. Der Geber steht demgegenüber bislang nicht in der Verantwortung, Rechenschaft abzulegen. Selbst wenn sein Handeln negative Effekte verursacht.
Auf der anderen Seite ist der Spendenempfänger in der Pflicht den Spendeneinsatz zuverlässig und effizient zu gestalten. Globale Probleme wie der Korruption, Misswirtschaft sowie schlechter Regierungsführung lassen auch gegenüber der Nehmerseite Misstrauen entstehen. Auch hier müssen lokale Akteure zeigen, dass in sie gesetztes Vertrauen berechtigt ist. Der Empfänger der Spende muss dazu als partizipativer Akteur in Entscheidungen und Strategien entwicklungspolitischer Programme als ebenwürdigen Akteur eingebunden werden. Ansonsten können leicht Probleme der Überforderung der Spendenverwaltung oder Fehlinvestition von Spendeneinsatz und Hilfsgütern auftreten. Denn Entwicklungsländer, sowie einzelne Empfängerinstitutionen sind häufig mit einem hohen Verwaltungsaufwand von Entwicklungsprojekten, fehlendem Know-how und hohen Anforderungen konfrontiert.
Allein 2003 liefen laut OECD mehr als 50.000 neue geberfinanzierte Projekte und Programme in Entwicklungsländern an. In den Entwicklungshaushalten entstehen dadurch hohe administrative Selbstkosten, die zum Teil nicht von den Geberländern, sondern als Zusatzaufwand von den Nehmerländern zu tragen sind. Die Geber‐Nehmer‐Interaktionen hat also einen enormen Einfluss auf die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit.
Last der Spende
Obwohl Spenden als gute Absicht gezahlt werden, können sie für die Empfänger auch eine Last bedeuten. So treten Probleme auf, wie beispielsweise Schulen, die durch eine enorme Flut an Spendenmaterial Klassenräume zu Lagerplätzen von Hilfsgütern umfunktionieren müssen. Dies ist bei einer durchschnittlichen Klassengröße von 80 bis 100 Kindern ein enormer Verlust an Bildungsqualität. In diesem Fall wird mit gut gemeinter Hilfe an der falschen Stelle angesetzt. Ebenso treten immer wieder Beispiele von Spenden auf, die nicht verwendet werden können und den Empfängern durchaus schaden können. Ob dies OP-Leuchten in Krankenhäusern Nicaraguas sind, die ohne geeignete Ersatz-Glühbirnen nutzlos sind, Waschmaschinen, die ohne Wasseranschluss und ausreichender elektrisches Spannung nicht verwendet werden können oder Traktoren, die mit der Hitze und dem Staub nicht zurechtkommen.
Ownership und Partizipation
So stellt sich die Frage, wer entscheidet, wo Investitionen der Entwicklungszusammenarbeit am besten angelegt sind. Neue Formen der Entwicklungszusammenarbeit setzen immer stärker auf eine selbstbestimmte Eigenverantwortung von Entwicklungsländern. Dies wird unter dem Stichwort Ownership dargestellt. Ownership bedeutet die Identifikation der Menschen mit ihrer eigenen Entwicklung zu erhöhen und damit die Eigenverantwortung zu stärken, die Zielgruppen und Partnerorganisationen bei der Entwicklungszusammenarbeit übernehmen. Sie gilt als wichtige Vorbedingung für die Effizienz, die Nachhaltigkeit und den Erfolg von Maßnahmen.
So ist es besonders wichtig, nicht nur positive Absichten im Blick zu haben, sondern ebenso mögliche negative Einflüsse und Risiken zu prüfen.
Spendeneinsatz bei Jambo Bukoba
Für Jambo Bukoba ergibt sich daraus der Anspruch, Verantwortung zu übernehmen und intensiv mit den Empfängern, sowie den lokalen Akteuren zusammen zu arbeiten. Jambo Bukoba geht es nicht darum, dass man einfach nur einen neuen Klassenraum, eine Toilette oder einen Wassertank baut. Vielmehr geht es um eine Verbesserung der Bildung. Zu diesem Zweck muss die Schule und müssen die Lehrer selbst Entscheidungsträger sein, welche Unterstützung sie benötigen und diese Forderung durch ihre Eigenleistung zeigen. Erst wenn eine Übereinkunft von Seiten der Schule, Regierung, den Lehrern sowie der Community besteht, unterstützt Jambo Bukoba diese Eigeninitiative. Denn wir sind davon überzeugt, dass lokale Personen die Protagonisten ihrer eigenen Entwicklung sind. Diese motivierten Personen, die die Struktur verändern wollen und wissen, was sie dafür benötigen, werden von Jambo Bukoba besonders gefördert und gefordert. Besonders herauszustellen ist dabei die Partnerschaft zwischen Jambo Bukoba, der Ministerialverwaltung und engagierten Lehrern.
Darüber hinaus stellt sich Jambo Bukoba immer stärker der Verantwortung transparente Informationen über die erzielte Wirkung durch den Spendeneinsatz zu bekommen. Das bedeutet nicht nur zu erfahren, wie viele Lehrer an Workshops teilgenommen haben oder wie viele Schulen eine neue Toilette bekommen haben . Jambo Bukoba will wissen, wie sich die Qualität des Unterrichts verändert. Sich die Gesundheit und die Anwesenheitsquoten der Schüler verändern. Aber auch wie sich das Wissen und die Motivation der ganzen Gesellschaft darstellen. Dazu zielt die Arbeit von Jambo Bukoba auf konkrete Wirkungen bei der Zielgruppe in Tansania ab. Gelder werden gezielt dort eingesetzt, wo sie die größte positive Wirkung bei unserer Zielgruppe in Tansania haben.
Das bedeutet für Jambo Bukoba eine effiziente Zusammenarbeit die nicht nur eine karitative Funktion hat. Die Art und Weise des Spendeneinsatz liegt uns sehr am Herzen.