Was wünscht sich ein Reisender auf der Suche nach Abenteuern? Genau, ein Land möglichst echt und unverfälscht zu erleben. Leider ist das oft nicht möglich, da es schwer ist aus seiner Touristenhaut zu kommen. Selbst in Homestays ist man nur zahlender Gast und noch lange nicht am wahren Leben der Menschen dran.

In diesem Januar konnte ich diese Schwelle überwinden. Ich begab mich mit Jambo Bukoba auf eine Reise zu den Menschen nach Tansania und sah wie die Organisation dort arbeitet. Ich tanzte mit Lehrern, redete mit Regierungsvertretern und durfte mich zu afrikanischen Grundschulkindern ins Klassenzimmer setzen. Was bleibt ist ein Staunen, das auch Monate nach meiner Rückkehr nicht verblassen will.

 

Kim Stellmann – 26 Jahre aus Erlangen
Vor zwei Jahren bin ich durch BreakOut e.V. zu Jambo Bukoba gekommen. Durch das Event hatte ich im Januar 2018 auch die Chance, mir die Projekte vor Ort anzuschauen. Dieses Erlebnis hat mich sehr bewegt und geprägt. Mittlerweile arbeite ich als Psychotherapeutin in Ausbildung in einer Klinik und gerade bei meiner Arbeit merke ich, wie ich nach wie vor von dieser Erfahrung profitiere. Durch meinen Beitrag hoffe ich, dass ich diesen nachhaltigen Eindruck mit anderen teilen kann und sie dazu inspiriere sich für die wunderbaren Menschen in Tansania zu engagieren.

 

Manche Chancen sind so selten wie ein Sechser im Lotto, nur besser….

Wie einst Martin vor mir, hatte ich schon seit ich klein war einen Traum. Nach Afrika gehen und dort die Welt ein Stückchen besser machen. Als ich die Chance bekam mit der Münchner NGO Jambo Bukoba nach Tansania zu fliegen, zögerte ich nicht eine Sekunde und sagte zu. Jambo Bukoba kämpft mithilfe von Sport dafür, die Bildungs- und Lebenssituation von Kindern zu verbessern. So viel wusste ich zu diesem Zeitpunkt theoretisch. Wie es sich aber anfühlt von einer Horde lebensfroher Kinder überrannt zu werden oder die Not der Menschen in dem Land zu sehen, konnte ich mir nicht im Ansatz vorstellen. Ich machte mich also mit einer Gruppe Menschen, die mir mehr oder weniger fremd waren, auf den Weg um das zu erfahren.
 

 

5-Sterne-Erlebnis für die Augen und das Herz

Der Weg nach Bukoba führt über Uganda und dauert 36 Stunden. Das klingt lang? Ist es auch, doch es lohnt sich. Das Flugzeug landet in Entebbe, von wo aus wir mit dem Auto noch einige Stunden ans Westufer des Viktoriasees fuhren. Während der Fahrt beobachtete ich das wilde und wunderschöne Afrika quasi von Logenplätzen aus. Ein 5-Sterne-Erlebnis für die Augen, das darf ich versprechen! Angekommen in Bukoba begrüßte uns das Jambo Bukoba Team mit so viel Herz, dass zu beobachten war, wie die deutsche Zurückhaltung des einen oder anderen Mitreisenden sofort dahinschmolz. Egal ob jung oder alt, afrikanisch oder europäisch, das Team hatte es geschafft uns zu einem Teil von ihnen zu machen. Am Ende des ersten Abends fühlte es sich bereits an, als hätte ich mich mit alten Freunden getroffen.

 

Tansania Crashkurs

Um richtig in eine Land und seine Kultur eintauchen zu können muss man sich mit seinen Menschen beschäftigen. Hierzu einige persönliche Tipps von mir:

Die Menschen in Tansania sind sehr höfliche und respektvolle Personen! „Ansante sana“ heißt ‚Vielen Dank‘ auf Swahili und gehört zu den wichtigsten Sätzen vor Ort.

Apropos Swahili: Vor Antritt der Reise sollte man unbedingt ein paar Sätze der Sprache lernen. Die Menschen freuen sich riesig darüber, wenn ein Gast versucht ihre Sprache zu sprechen

Frauen sollten bei Kirchenbesuchen unbedingt einen Rock tragen, der die Knie bedeckt. Selbst eine lange, weite Hose ist unangemessen.

Kinder LIEBEN Seifenblasen! Kleiner Hinweis für die Packliste 🙂

 

Die gigantischste Kuh der Welt

Was wir in der guten Woche in Bukoba alles erlebt haben, geht lange nicht auf eine Kuhhaut. Wahrscheinlich nicht mal auf zwei: Wir besuchten insgesamt sechs Schulen, hatten zwei Termine mit Regierungsvertretern, besuchten ein Fest mit vielen hundert Schülern, waren bei den finalen Bonanzas dabei und absolvierten drei Meetings in denen gemeinsam mit dem Team und den Lehrern in die Zukunft von Jambo Bukoba geschaut wurde… puh!

Da aber alles großartig organisiert war, blieb sogar genug Luft, um den ein oder andern Streifzug über den Markt zu machen. Das Schöne daran war, dass wir alles machen konnten, aber nicht mussten. So konnte ich mich zusammen mit ein paar anderen einen Tag ausklinken und eine Safari im Rubondo-Island-Nationalpark machen. Dadurch sahen wir ein bisschen mehr vom Land und erlebten ein wildes Abenteuer im Dschungel, das ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.

 

Inhaltsangabe für Ratlose

Ich glaube, dass sich viele, die diesen Text lesen, auch nach dem vorherigen Absatz noch nicht genau vorstellen können, was wir auf dieser Reise alles erlebt haben. Das Problem dabei ist, dass wirklich jeder Programmpunkt ein Highlight war und ich bin einfach nicht in der Lage, alles knapp und nüchtern zu beschreiben. Dazu war jedes einzelne Ereignis zu besonders und erstaunlich. Um Ihnen meine Lage etwas näher zu bringen, möchte ich Sie auf ein gedankliches Experiment mitnehmen.

Stellen Sie sich kurz vor, Sie treffen den Ministerpräsidenten Kageras und verhandeln mit ihm darüber, wie es mit Jambo Bukoba weiter gehen kann. Stellen Sie sich vor, Sie schauen Kindern dabei zu, wie sie bei einem Wettbewerb kämpfen als ginge es um die Champions League und es doch „nur“ um ein neues Klassenzimmer für ihre Schule geht. Stellen Sie sich vor, wie Sie Handwaschanlagen ausprobieren und mit Schülern den Unterricht besuchen. Wie unzählige Kinder vor Freude singen, nur weil sie da sind. Das alles und noch viel mehr in einer einzigen Woche. Jetzt stellen Sie sich bitte vor, wie Sie nur wenige Worte haben, um über all das zu berichten. Unbefriedigend oder? Ich biete Ihnen aber gerne an, Kontakt zu mir aufzunehmen, dann erzähle ich Ihnen (abendfüllend) über Bukoba und seine Menschen. Mit Vergnügen!

 

Fragen, die ich mir in und über Tansania gestellt habe:

Wie kann eine Organisation, die in Tansania so viel bewegt in Deutschland so unbekannt sein?

Wieso können die Menschen in Tansania SO GUT tanzen?

Wieso kann ich es nicht?

Wie kann eine winzige Hütte mit einem Loch im Boden als Toilette für eine ganze Schule dienen?

Wie kann ich mich ohne fließendes Wasser waschen?

Warum sind die Menschen in Deutschland nicht so freundlich und offen?

Wie schmecken Heuschrecken mit Chili? (Frage wurde beantwortet!)

Warum bin ich manchmal so undankbar, wenn ich doch alles habe?

Wie passen 200 Schüler in ein Klassenzimmer, das für 40 gemacht ist?

 

„It’s possible“ – Clemens Mulokozi (Gründer von Jambo Bukoba)

Am meisten bewunderte ich allerdings, wie Clemens und sein Team arbeiten. Mit einem cleveren Konzept aus pädagogischen Sportspielen, Schulbauprojekten und einem sehr guten Team schafft es Jambo Bukoba bereits 98 Prozent aller Kinder in Kagera zu erreichen. Auch die Gemeinden und die Regierung werden einbezogen, wodurch die Maßnahmen nachhaltig sind. Zudem steigt dadurch die Chance, dass die Organisation weiter wächst. Über die Grenzen von Kagera hinaus und vielleicht sogar über die Grenzen Tansanias. Die Art wie die Organisation vorgeht hat mich wirklich tief beeindruckt. Mit absoluter Transparenz und Menschlichkeit hilft Jambo Bukoba tausenden Kindern.

Ich habe es mir angeschaut. Ich durfte in eine Welt eintauchen, die ich durchs Backpacken nie entdeckt hätte. Ich lernte wundervolle Menschen kennen und fühlte mich vom ersten Moment an aufgehoben. Tansania und seine Menschen sind wundervoll und gleichzeitig haben sie große Probleme. Wenn wir aber alle zusammen helfen, können wir es schaffen, das Leben der Leute, die mir so ans Herz gewachsen sind, etwas leichter zu machen. Ich bin jetzt ein Teil davon und kann dank dieser Reise aus voller Überzeugung dahinter stehen.