Manche Türen schliessen sich…

Imani
Liebe Freund*innen von Jambo Bukoba,

schweren Herzens schreiben wir diese Zeilen. Wie bereits in zahlreichen Gesprächen und Monatstreffen angekündigt, befindet sich Jambo Bukoba in einer sehr schwierigen Situation, die sich im Laufe der letzten Monate weiter zugespitzt hat. Mit zusätzlichen negativen Entwicklungen der letzten Wochen haben wir am 24. März 2023 nach vielen Beratungen und reichlicher Überlegung beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt.

Intensive Gespräche mit Experten haben aufgezeigt, dass eine Rettung von Jambo Bukoba und zukünftige Umsetzung der Vereinsziele nur durch eine positive Fortführungsprognose möglich ist. Diese Fortführungsprognose beinhaltet neben einer finanziellen Sicherheit auch die Gewährleistung einer nachhaltigen Zukunft für Jambo For Development (JFD) als unsere Partnerorganisation. Die Ereignisse der letzten Jahre, von Corona, über den Krieg in der Ukraine bis hin zum tragischen Unfalltod unserer Kollegin Imani, aber auch die mangelnde Umsetzung von Projekten in Tansania, haben uns bereits in die Situation einer Überschuldung gebracht.  Der Zustand von JFD macht es uns nun unmöglich, diese Überschuldung auszugleichen, einen regulären Betrieb fortzuführen und so unsere finanzielle Situation akut und langfristig zu stabilisieren.

In den letzten Monaten haben wir aktiv daran gearbeitet beide Organisationen zu restrukturieren, Prozesse zu verbessern und eine Umsetzung unserer Projekte zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Tansania zielstrebig zu verfolgen. Seit Ende November 2022 war Clemens persönlich vor Ort und hat versucht, auch Jambo For Development zu stärken, dort einen aktiven Vorstand zu etablieren, Strukturen zu verändern, das Controlling zu verbessern, und Gespräche mit der Regierung zu führen.

Ansatzweise konnten hier Erfolge verzeichnet werden:

  • JFD hat einen neuen Vorstand, der sich intensiv, teilweise auch vor Ort präsent, fachlich und mit Expertise einbringt, und hilft, die Beziehungen mit der Regierung zu pflegen.
  • Die Mittelweitergabe zwischen JB & JFD wurde optimiert und orientiert sich strikt an den Projekten statt an den Gemeinkosten. Das verbessert Transparenz und Controlling.
  • Ein Absichtsschreiben der Regierung schafft die Perspektive, Schulbauprojekte zukünftig schneller, in besserer Qualität, weniger personalintensiv, und mit allen notwendigen Dokumenten für Abschlussberichte zu realisieren.
  • Zum ersten Mal in unserer Zusammenarbeit mit der Regionalregierung liegen tatsächlich alle zugesagten lokalen Beiträge auf den Konten der Schulen vor.

Nichtsdestotrotz hat sich die Lage auch bei JFD finanziell weiter zugespitzt. Dies machte es notwendig, Mitarbeitenden betriebsbedingt zu kündigen. Diese Entscheidung wurde vom JFD-Vorstand nach Rücksprache mit einer Rechtsberatung notgedrungen getroffen. Dennoch konnten einige Außenstände nicht beglichen werden. Als Folge vager Drohungen unklaren Ursprungs haben sich Clemens und eine weitere JB-Mitarbeiterin in Bukoba nicht mehr sicher gefühlt und nach entsprechender Empfehlung kurzerhand beschlossen, Tansania zu verlassen. Es verbleibt bei JFD nun ein Rumpfteam aus zwei jungen Mitarbeiterinnen, welche trotz Widrigkeiten leidenschaftlich daran arbeiten, die Organisation zu entschulden, Rechtsstreite beizulegen und unsere Projekte sauber abzuschließen. Trotz ihres großartigen Einsatzes hat die neue Gesamtsituation zu der Erkenntnis beigetragen, dass eine positive Fortführungsprognose zusammen mit Jambo For Development zum aktuellen Zeitpunkt unmöglich ist.

Bei Jambo Bukoba wurden jeglicher Zahlungsverkehr und Gehaltszahlungen für Mitarbeitende eingestellt. Dazu gehört auch, keine weiteren Spenden oder Mitgliedsbeiträge einzuziehen. Weitere Entscheidungen und Klarheit wird hier der vom Gericht gestellte, vorläufige Insolvenzverwalter Oliver Schartl bringen, sowohl für unsere Spender*innen, Mitglieder, Unterstützer*innen, Partner*innen als auch Mitarbeiter*innen. Er analysiert die Situation fundiert und wird die weitere Vorgehensweise festlegen.

Wir können uns vorstellen, dass diese Nachricht als ein Schock kommt. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten mit aller Kraft versucht, diesen Schritt zu vermeiden und mithilfe versierter Experten einen gangbaren Weg zu finden. Leider ergibt sich an diesem Punkt keine andere Option. Trotz alledem glauben wir fest an das Konzept von Jambo Bukoba, Kindern und Jugendlichen durch Workshops, Bonanzas und Schulbauprojekte eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wir danken euch dafür, dass auch ihr stets an diesen Weg geglaubt und uns euer Vertrauen, eure Unterstützung und euren Beistand geschenkt habt.

Nach rund 15 Jahren Jambo Bukoba sind wir tieftraurig über diese Entwicklung, blicken jedoch auch stolz darauf zurück, was wir in dieser Zeit für und mit den Kindern in Kagera erreichen konnten.

Herzliche Grüße,

Imani Nachruf