Grace wirkt im ersten Moment vielleicht etwas schüchtern und zurückhaltend, auf dem Feld hat sie aber die Hosen an! Ihre Augen leuchten, wenn sie von Fußball, den Spielen und ihrem neuen Leben erzählt.
Die Lehrerin der Tumaini Schule gibt den Schülern und Schülerinnen genau das, was dieser Schulname verspricht: Hoffnung! Die 40 Jährige unterrichtet in Bukoba Sport und erzählt ihren Schützlingen nicht nur von ihrem Traum, sondern lebt ihnen diesen vor. Grace hat selbst zwei Kinder. Jeden Tag zeigt sie vorbildhaft, dass Sport stark machen kann!
Erst mal eine entscheidende Frage: Wie kamst Du überhaupt zum Fußball?
Vor einigen Jahren war eine Studentin von der Sporthochschule Köln in Bukoba, um das Jambo Bukoba Konzept mitzuentwickeln. Die Tumaini Schule war hierbei die erste Schule, mit der Jambo Bukoba zusammenarbeitete. Ich arbeite als Lehrerin an der Schule und bin dadurch mit dem Konzept das erste Mal in Berührung gekommen.
Zu dieser Zeit hatte ich gesundheitliche und persönliche Probleme. Frisch geschieden wollte ich mein Leben umkrempeln. Und durch Sport und Jambo Bukoba hatte ich eine Möglichkeit aktiv an meiner Gesundheit und Stressbewältigung zu arbeiten. Die positiven Auswirkungen auf meine körperliche und mentale Situation machte und macht Sport zu einer meiner Prioritäten im Leben.
Und dann ging alles ganz schnell: Bei einem Fußball Spiel unter den Primary Schools, kam ein Lehrer auf mich zu und meinte, ich hätte die richtige Konstitution, um Fußballspielerin zu werden. Das war der Anfang meiner „Fußball-Leidenschaft“ im Jahr 2006.
Heute habe ich eine zweijährige Ausbildung zur Linienrichterin abgeschlossen. Bei dieser Arbeit habe ich die Möglichkeit in ganz Tansania und sogar auch weltweit unterwegs zu sein.
Welches war Dein erstes offizielles Match als Linienrichterin?
Das weiß ich noch ganz genau: Asam FC vs Panda FC. Das war 2015 in der Primary League der Männer. Außer mir waren nur Männer als Schieds-/ Linienrichter dabei.
Wie hast Du Dich bei diesem ersten Spiel gefühlt?
Sehr gut! Gar nicht aufgeregt und ich war wahnsinnig stolz. Es war wirklich ein überwältigendes Gefühl dabei zu sein – grundsätzlich und als einzige Frau in dem Team an Schieds-/Linienrichtern.
Wie viele weibliche Schieds-/ Linienrichter gibt es in Tansania?
Nicht viele. Es gibt nur 5 Linienrichterinen und 1 Schiedsrichterin.
Wie oft kommst Du bei Spielen zum Einsatz?
Ich arbeite ein- bis zweimal im Monat in der ersten Liga und zusätzlich gibt es dann noch weitere Spiele in anderen Ligen.
Darfst Du bei allen Spielen eingesetzt werden?
In Tansania kann ich in allen Ligen teilnehmen, egal ob Spiele der Männer oder Frauen. Ich werde aber auch weltweit eingesetzt, dann allerdings „nur“ beim Frauen-Fußball.
Wie wird das in der Männerwelt, also bei Spielern und männlichen Kollegen, gesehen?
Bisher war das gar kein Problem. Sie gehen mit mir respektvoll um und akzeptieren mich. Ich glaube, ich habe meinen Platz gefunden.
Und was haben Deine Freunde und Familie zu Deiner Fußball-Kariere gesagt?
Sie haben sich alle wahnsinnig für mich gefreut und sind auch sehr stolz, dass ich meinen Traum verwirklichen konnte. Aber ein bisschen neidisch sind sie auf das, was ich erreicht habe – insbesondere, dass ich die Möglichkeit habe zu verschiedenen Spielorten zu reisen :-).
Was willst Du noch erreichen?
Ich möchte einfach gut „pfeifen“. Wenn ich einen guten Job mache, werde ich bei internationalen Spielen eingeladen. Dann können mich viele sehen – eine Frau aus Tansania als Linienrichterin. Und dann will ich an vielen weiteren Spielen in der ganzen Welt teilnehmen.
Es ist schön, in meiner Funktion eine besondere Stellung zu haben. Ich kann reisen, habe regelmäßiges Essen und dann bekomme ich auch noch alle Kosten erstattet. Die Reisekosten werden durch Sponsoren bezahlt. Das Budget ist relativ gering, das heißt für mich viele Stunden im Bus anstatt zu fliegen. Aber das macht mir nichts aus, solange ich an den Fußballspielen teilnehmen kann.
Wie hältst Du Dich persönlich fit?
Ich gehe 1-2 x pro Tag mindestens 1 Stunde laufen.
Und zum Schluss, Dein Statement für die Zukunft?
I am ready and motivated to do bigger things!
(Ich bin bereit und motiviert große Dinge zu vollbringen)