Seit dem 21.02.2000 wird einmal jährlich der Internationale Tag der Muttersprache zelebriert. Die UNESCO hat den Gedenktag ins Leben gerufen, um an die Bedeutung der sprachlichen Vielfalt zu erinnern. Als Organisation für die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Kultur sieht sie viel Potenzial in Sprachen, um Wohlstand, den sozialen Wandel und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Historischer Hintergrund des Gedenktages
Der internationale Tag der Muttersprache geht auf den 21.Februar 1952 zurück. Damals sollte in der pakistanischen Provinz Bengalen Urdu als einzige Amtssprache eingeführt werden, obwohl etwa die Hälfte der Bewohner Bengali sprach. Mit der Absicht die Sprache zu erhalten, kam es innerhalb der Bevölkerung zu Aufständen. Diese führten allerdings zu keinem nennenswerten Erfolg. Im März 1971 wurde Ost-Bengalen schließlich unabhängig und mit dem neu gegründeten Bangladesch wurde Bengali wieder als Amtssprache zugelassen.
Sprachenvielfalt in Tansania
In Tansania werden allein bis zu 130 verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen. Mit einer Gesamtbevölkerungszahl von 58 Millionen hat das ostafrikanische Land somit eine der größten Sprachenvielfalt weltweit.
Kiswahili (Swahili) ist als Amtssprache anerkannt, Englisch findet sich überwiegend im (höheren) Bildungsbereich, obwohl Tansania bereits seit 1964 unabhängig vom Vereinigten Königreich ist.
Durch die weite Verbreitung von Kiswahili – die „Sprache der Küstenbewohner“ – drohen im Alltag allerdings einzigartige Dialekte kleinerer Volksstämme verdrängt zu werden. Doch auch Sprachen, die von einer größeren Anzahl an Tansaniern gesprochen werden, wie etwa Sukuma (12 %), Chagga (6 %) oder Maa (3 %), dürften den meisten Europäern schon heute fremd klingen. Die einzelnen Ethnien leben oft in bestimmten Regionen des Landes: Die Sukuma beispielsweise in der Nähe des Victoriasees, die Chagga nah zum Kilimandscharo-Massiv und die Massai, die sich in „Maa“ unterhalten, finden sich überwiegend grenznah zum benachbarten Kenia.
Weltweit betrachtet geht die UNESCO davon aus, dass langfristig 50 Prozent aller etwa 6.700 gesprochenen Sprachen verschwinden könnten. Ein Verlust eines „kulturellen und intellektuellen Erbes“.
Kiswahili
Kishwahili stellt eine sogenannte Bantu-Sprache da. Diese besteht wiederum aus einer Gruppe von 500 Sprachen innerhalb der Sprachfamilie der Niger-Kongo-Sprachen. Als Amtssprache Tansanias ist Kishwahili dominierend in fast allen gesellschaftlichen Bereichen.
Da mag es erstaunlich klingen, dass nur etwa nur 70 – 80 Prozent der tansanischen Bevölkerung Kiswahili überhaupt verstehen und sprechen. Für mehrere Millionen Bürger bedeutet die fehlende Sprachenkompetenz tatsächlich einen indirekten Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben: Mediennutzung etwa und somit das Recht auf Information, der Marktbesuch oder die Teilnahme am Gottesdienst sind für diesen Personenkreis deutlich erschwert oder gar nicht erst möglich.
Trotz der nicht durchgängigen Bildung im Bereich Sprachen innerhalb Tansanias, genießt Kishwahili auch in einigen anderen Ländern südlich der Sahara einen hohen Stellenwert. Insgesamt betrachtet können sich so etwa 80 Millionen Leute untereinander verständigen.
Bildung als Grundstein für den Erhalt von Sprachen
Die UNESCO forderte bereits 1953, jedem Kind einheitliche und damit faire Ausgangsbedingungen zu bieten. Um die Grundalphabetisierung zu unterstützen, sprach sich die Organisation dafür aus, dass jeder Schüler und jede Schülerin seine Schulbildung in seiner Muttersprache beginnen solle.
Im Blogbeitrag „Die Geschichte des SDG4: Hochwertige Bildung“ wird Bildung als der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung adressiert. Bei Interesse kann hier noch einmal nachgelesen werden.
Sicherlich erschwert die große Sprachenvielfalt, wie sie in Tansania der Fall ist, die Forderungen der UNESCO. Je mehr Sprachen gesprochen werden, desto intensiver müssen zum Beispiel die Lehrer ausgebildet werden. Hinzu kommen höhere Herstellungskosten beim Lehrmaterial. Genau deshalb stellt der Internationale Tag der Muttersprache die Vorteile einer Sprachenvielfalt in den Fokus, um solchen Argumenten entgegenzuwirken.
Wenn alles passt, dann heißt es: Daumen hoch. Und jeder versteht diese universelle Zeichensprache – egal ob als Kind, ob als Erwachsener oder als Student in Tansania oder Deutschland.
Und vor allem Kinder wissen, dass es eine Lösung für (fast) alles gibt. In anderen Worten – Hakuna Matata – es gibt keine Probleme.
Geschrieben von: Teresa Mönks