Sophie mit Andreas Meindl und Clemens Mulokozi, Vorstandsmitglieder von Jambo Bukoba
Seit 2012, arbeitet Sophie Glaesner ehrenamtlich bei der NGO Jambo Bukoba. Dort ist sie für Praktikanten und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und administrative Aufgaben zuständig. Wir haben mit Sophie über ihre Erfahrung als Ehrenamtliche gesprochen, wie sie zu Jambo Bukoba kam und was ihr an der Arbeit dort gefällt.
Sophie, wie bist Du zur ehrenamtlichen Arbeit bei Jambo Bukoba gekommen?
Um 2010 hatte ich mehr Freiräume für neue Aufgaben. Unter anderem fingen unsere Kinder an, ihre Flügel auszubreiten und ihr Zuhause zu verlassen. Unsere Tochter ging in der 10.Klasse ins Auslandsjahr und unser Sohn beschloss vor dem Studium, ein Jahr als Freiwilliger in Tansania zu arbeiten. Ich hatte neben meinen anderen Aktivitäten Zeit zur Verfügung und wollte etwas Sinnstiftendes und Nützliches tun.
Warum wolltest Du dich als Ehrenamtlicher für eine NGO engagieren?
Ich wollte mich ehrenamtlich engagieren, also habe ich mich über NGOs und Wohltätigkeitsorganisationen in München informiert, um zu sehen, ob es dort geeignete Tätigkeiten gibt. Es gibt einige sehr gute Organisationen, wie z.B. die Gute Tat oder Tatendrang München, die Projekte vorstellen, bei denen man als Ehrenamtlicher mithelfen kann. So bin ich auf Jambo Bukoba gestoßen.
Was hat Dir an Jambo Bukoba und der Hilfe in Tansania gereizt?
Ich war gerade von einem Besuch bei unserem Sohn in Tansania zurückgekommen und war sehr beeindruckt von dem Land. Tansania hat unglaublich talentierte Menschen, die so viel zu geben haben. Während dieser Reise wurde mir klar, dass die jungen Menschen dort nicht die gleichen Möglichkeiten haben wie wir in Deutschland, vor allem in Bezug auf Bildung, dass sie einfach nicht die Chance haben, im Leben so viel zu erreichen wie wir. Jambo Bukoba versucht, diese Situation zu ändern, indem es Kindern und Jugendlichen in Tansania Bildungschancen ermöglicht.
Was war dein nächster Schritt, um dort zu starten?
Ich habe den Gründer der Organisation, Clemens Mulokozi, kontaktiert, ihn getroffen und mir seine Vision angehört. Es war spannend, von dem Lehrerfortbildungsprogramm “Life Skills Through Games” zu hören. Ich fand den Ansatz sehr positiv und dynamisch: Jambo Bukoba nutzt Spiele und Sport, um den Kindern beizubringen, wie sie mit bestimmten Lebenssituationen besser umgehen können und über Konzepte wie Teamarbeit, Gleichberechtigung und Hygiene. In der Tat befähigt dieses Programm junge Menschen wirklich und hilft ihnen, sich selbst zu helfen. Die drei Säulen der Arbeit von Jambo Bukoba, Bildung, Gleichberechtigung und Gesundheit, sind auch meine persönlichen Prioritäten. Nachdem ich das Konzept von Jambo Bukoba verstanden hatte, war mir klar, dass ich mich hier ehrenamtlich engagieren und die Organisation bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen wollte.
Die Arbeit von Jambo Bukoba stärkt vor allem Mädchen. War das ein Faktor bei deiner Entscheidung, dich für die Organisation zu engagieren?
Auf jeden Fall! Die besondere Förderung von Mädchen durch Jambo Bukoba war ein wichtiger Faktor. Die Stärkung von Frauen und Mädchen durch Bildung sind zentrale Werte in meinem Leben. Meine eigene Großmutter wurde 1904 geboren und damals war Bildung für Mädchen keine Priorität. Um im Leben zu überleben, brauchte man einen Mann und man musste heiraten. Meine Mutter hat mir vorgelebt, wie wichtig Bildung ist und dass Bildung der einzige Weg ist, um auf eigenen Beinen zu stehen und ein unabhängiges, selbständiges Leben zu führen. Ich möchte Jambo Bukoba helfen, den Mädchen in Tansania genau das zu ermöglichen.
Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten übst Du bei Jambo Bukoba aus?
Als ich bei Jambo Bukoba anfing, habe ich einfach mit angepackt und geholfen, wo ich konnte. Angefangen habe ich mit dem Schreiben von Weihnachtskarten und schon bald habe ich andere Aufgaben übernommen. Ich arbeitete mit Weltwärts zusammen, um Freiwillige für die Arbeit in unseren Projekten in Tansania zu vermitteln. Ich unterstützte u.a. den Containerversand mit gespendeten Sportartikeln, die nach Tansania gingen. Ich mochte diese neuen Erfahrungen und die Chance, etwas Neues und Anderes zu lernen. Schließlich übernahm ich die Verantwortung für die WELTWÄRTS Freiwilligen und Ehrenamtlichen bei Jambo Bukoba. Auch das war ein völlig neues Feld für mich.
Konntest Du mit Jambo Bukoba nach Tansania reisen und Dir die Projektarbeit dort ansehen?
Ja, das habe ich. Im Jahr 2014 bin ich mit einigen anderen Ehrenamtlichen und Clemens dorthin gereist, um unser wunderbares tansanisches Team kennenzulernen. Es war eine tolle Erfahrung. Wir besuchten viele Gemeinden, sahen unser Programm “Life Skills Through Games” in Aktion und trafen uns mit Mitgliedern der Regierung.
Was waren deine Eindrücke von Jambo Bukoba auf dieser Reise?
Ich hatte mir bereits einen positiven Eindruck von Jambo Bukoba gemacht, bevor wir alle zusammen nach Tansania reisten. Aber als ich dann vor Ort war und die Wirkung unserer Arbeit auf die jungen Menschen gesehen habe, war mir klar, dass das, was wir tun, wirklich nachhaltig ist. Sie trägt dazu bei, eine bessere Zukunft für tansanische Kinder und ihre Gemeinden zu schaffen. Und es ist eine Partnerschaft zwischen Jambo Bukoba und den Gemeinden. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn wir ein Bauprojekt in Angriff nehmen, muss die Gemeinde in Tansania 25 Prozent der Kosten in irgendeiner Form beisteuern. Die Gemeinde ist von Anfang an in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

Im Jahr 2018, war Sophie mit Jambo Bukoba in Tansania
Ist das ein Punkt, der sich von anderen Organisationen unterscheidet?
Ich kann nicht für andere NGOs sprechen, die in Tansania arbeiten, aber durch den Ansatz von Jambo Bukoba, mit der Gemeinde zusammenzuarbeiten und ein tiefes Verständnis für die lokale Kultur zu erlangen, hat sie ein größeres Bild von dem, was benötigt wird, bevor ein Projekt beginnt, und kann auf spezielle Bedürfnisse eingehen. Zum Beispiel werden in Tansania Menschen mit Albinismus stark stigmatisiert. Albino-Kinder werden wegen ihrer Körperteile gejagt, die als eine Art Talisman gelten. Beim Bau einer Schule ist es wichtig, diese Details zu wissen, damit Maßnahmen einkalkuliert werden können, die sicherstellen, dass diese Kinder geschützt werden.
Du bist jetzt seit fast 9 Jahren bei Jambo Bukoba. Hast Du viele Veränderungen erlebt, seit Du dort angefangen hast?
Auf jeden Fall! Es ist unglaublich, wie sehr die Organisation gewachsen ist und wie viel in so wenigen Jahren erreicht worden ist. Jambo Bukoba hat sich von der Spende von Sportartikeln über die Entwicklung und Einführung des Lehrerausbildungsprogramms “Life Skills Through Games” bis hin zu Schulrenovierungs-, WASH- und Nothilfeprojekten entwickelt. In dieser kurzen Zeit haben wir über 500.000 Kinder durch die “Life Skills Through Games”-Workshops erreicht und über 60 Schulbauprojekte durchgeführt.
Was rätst Du Menschen, die sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit bei einer NGO oder Wohltätigkeitsorganisation interessieren?
Ich denke, es ist wichtig, wenn man sich ehrenamtlich engagiert, dass man eine Tätigkeit ausübt, die zu einem persönlich passt. Es muss etwas sein, das einem Spaß macht. Es muss nicht unbedingt in einem Gebiet sein, in dem man die beste Expertise hat. Mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit hat man die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen. Das ist die Freude daran. Es muss einem Spaß machen, egal ob man sich in der Buchhaltung oder in der Kommunikation engagiert.
Hast Du ein paar abschließende Worte über Jambo Bukoba?
Als Ehrenamtliche ist es für mich sehr wichtig, dass ich mich für eine ehrliche und seriöse Organisation engagiere, die die Spendengelder sorgfältig und effektiv einsetzt. Bei Jambo Bukoba ist alles, was wir tun, transparent. Jeder kann unsere Finanzberichte auf unserer Website einsehen, und die monatlichen Treffen, bei denen die Projekte besprochen werden, sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Wenn man ein hohes Maß an Vertrauen in eine Organisation hat, wie ich es bei Jambo Bukoba habe, ist man gerne bereit, ihr zu helfen, ihre Ziele zu erreichen.
Video – Sophie Glaesner im Interview
Wenn Du Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit bei Jambo Bukoba hast, besuche bitte unsere Website für weitere Informationen.
Quelle: Interview mit Muriel Burke