„Corona Ipo“ ist Suaheli und bedeutet „Corona existiert“. Es ist außerdem der Titel eines Songs des tansanischen Rappers Kala Jeremiah, der seit Veröffentlichung am 6. Mai über 109.000 Klicks auf YouTube erzielt hat und sich wie ein Lauffeuer in Tansania, aber auch anderen Suaheli-sprechenden Ländern wie Kenia oder Uganda verbreitet. Entstanden ist der Song auf Initiative und in unserer Zusammenarbeit mit der Toni Garn Foundation, die Stiftung des deutschen Supermodels Toni Garrn.

Während das Corona-Virus den globalen Alltag auf den Kopf stellt und die meisten vor allem mit den direkten, nahbaren Konsequenzen konfrontiert sind, stellte sich die Toni Garrn Foundation (TGF), die vor allem Mädchen in afrikanischen Ländern unterstützt, andere, ebenso zwingende Fragen: Was passiert in Afrika, wenn dort eine bereits für entwickelte, modern ausgestattete Länder extrem herausfordernde Pandemie ausbricht? Was bedeutet Corona für einen Kontinent, der an vielen Orten nicht einmal über die elementaren Infrastrukturen, geschweige denn medizinische Ausstattung verfügt? Und besonders: Was kann jetzt getan werden, um vor Ort schnell und effizient zu unterstützen?

Mit diesen Fragestellungen ging Toni, Gründerin der Foundation und Head of Board, mit ihrem Team in eine Unterhaltung mit Clemens Mulokozi von Jambo Bukoba. Es hatte bereits in der Vergangenheit Gespräche, nun wollte TGF insbesondere wissen: Was plant Jambo Bukoba in Zeiten von Corona? Während die Errichtung von Klassenzimmern, Wassertanks oder Sanitäranlagen zu unserer Kerntätigkeit gehört, sind diese Projekte mittel- und langfristig ausgelegt und wenig geeignet, die Bewohner unserer Fokus-Region Kagera heute vor COVID-19 zu schützen. TGF setzte den Impuls, über die typischen Projekte hinaus zu denken und in kurzer Zeit effektive Möglichkeiten zu finden.

Unser Team stellte sich daraufhin insbesondere eine Frage: Was ist vor Ort zwingend notwendig und kann kurzfristig und möglichst effizient umgesetzt werden? Eine der ersten Antworteten lautete: Aufklärung. Während die Kommunikation vor Ort stellenweise weniger strukturiert verläuft, gibt es zusätzlich für viele Menschen, insbesondere in abgelegeneren Gebieten, keine täglichen Updates über Social Media oder Nachrichten. Darüber hinaus ist eine noch junge, weniger sichtbare Pandemie für Länder, die von hohen HIV/Aids-Raten oder Hunger geplagt sind, sicherlich weniger präsent und erscheint daher weniger bedrohlich als in Deutschland oder den USA.

An oberster Stelle stand also die Notwendigkeit, nicht nur darüber aufzuklären, dass Corona ernst zu nehmen ist, sondern auch, wie man sich mit begrenzten Mitteln bestmöglich schützen kann. Für uns stand fest: Kala Jeremiah ist der Künstler, der die Nachricht nicht nur ansprechend und verständlich verpacken, sondern auch flächendeckend verbreiten kann. Kala Jeremiah, Musiker und „Youth Ambassador“ aus Tansania, kreiert Songs, die er ausschließlich über frei verfügbare Plattformen wie YouTube verbreitet. Kinder und Jugendliche in den entlegensten Regionen Ostafrikas kennen seine Musik und können die Texte auswendig – auch wenn sie selbst keinen Zugang zu Internet oder TV haben.

Für seine Arbeit wurde er mehrfach gewürdigt, unter anderem von der tansanischen Regierung. Von der Idee, einen Corona-Song zu produzieren, waren sowohl Kala Jeremiah als auch das Team der Toni Garrn Foundation begeistert. Nach einem ersten gemeinsamen Video-Meeting stand fest: Ein Song wird geschrieben, produziert und mit einem erklärenden, klar verständlichen Video verbreitet, um möglichst viele Menschen in Tansania und Ostafrika zu erreichen.

Das Projekt-Team, bestehend aus Toni und Anja Garrn, Mitgliedern des Jambo Bukoba-Teams in Deutschland und Tansania sowie Kala Jeremiah und seinem Team, sammelte Ideen, tauschte Informationen aus verschiedenen Ländern aus und sprach mit Expertinnen und Experten. Beiden NGOs war es beispielsweise wichtig, Gleichberechtigung zu berücksichtigen, in dem im Video nicht nur zwei Jungen, sondern auch ihre Schwester Fußball spielt. Oder verschiedene Arten von Masken zu zeigen, um klar darzustellen, dass neben den in Apotheken erhältlichen Masken auch selbstgenähte Stoffmasken sinnvoll sind.

Innerhalb kürzester Zeit entstand so ein Song, der dank des kreativen und fachlichen Inputs aller neben der Notwendigkeit, Hände zu waschen und Abstand zu halten, auch schwierige Themen wie häusliche Gewalt und Kinderehen als Aspekte einer drohenden Pandemie abdeckt. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe ließ das Projekt nicht nur entsprechend der Wichtigkeit zügig vorangehen, sondern ermöglichte bei aller Ernsthaftigkeit und dem Druck, schnellstmöglich zu handeln, auch eine entspannte Atmosphäre mit viel Spaß und guter Stimmung. Alle waren sich schnell einig, der Videodreh wurde geplant und innerhalb von nur zwei Tagen umgesetzt – wiederum drei Tage später war der Song bereits online.

Nach nun rund sechs Wochen Radio-, Medien- und Online-Präsenz und über 100.000 Klicks, Views und Shares auf YouTube, Instagram, Facebook und Twitter ist das Projekt-Team stolz auf einen Song, der Menschen in Ostafrika, insbesondere Kindern, die Relevanz von Corona nahebringt und klar erklärt, wie sie sich und andere auch in ärmeren Regionen bestmöglich schützen können. Dabei macht er Spaß, lädt zum Tanzen ein und bringt Freude.

Wir planen aktuell weitere Projekte, um die Aufklärung in Tansania weiter voranzutreiben und Menschen vor Ort zu schützen. Auch hier gilt es, schnell zu handeln und auf die Message des Liedes aufzubauen. Am Ende rettet der Song sogar Leben – denn #CORONAIPO, Corona existiert.